Mareen Guth

Rede auf der Landesdelegiertenkonferenz

Liebe Mitstreiter für eine gute grüne Politik,

Ich bin vielleicht nicht allen hier bekannt- aber ich bin relevant! Zumindest hat man mir das vor knapp zwei Jahren gesagt und meine Systemrelevanz ausgiebig beklatscht.

Jetzt will ich kein Klatschen, keinen Lavendel und keine leeren Versprechungen mehr

 – ich will eine neue Pflege- und Gesundheitspolitik!

Ich bin Mareen Guth, examinierte Krankenschwester und Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen.

Es muss Schluss sein mit einer Politik, die nur Pflaster auf Wunden klebt und keinen wirklichen Heilungsprozess fördert, sondern stattdessen im „Klein-Klein“ verbleibt. Das ist mein Anspruch an gute Politik und an mich selbst: ganzheitlich gedachte Problemlösungen, neue Blickwickel, zielführende Diskussionen & Dialoge und eine kontinuierliche Neubewertung von Bedarfen und Bedürfnissen.

Ein auch unsere gesundheitliche Zukunft bedrohender Klimawandel, demographische Veränderungen, die aktuellen Wanderungsbewegungen aus den östlichen Staaten und die psychische und physische Bedrohung durch die putinsche Eskalation fordern unser Gesundheitswesen auch nach der Pandemie und erfordern dringend neue Lösungen für seit langem bestehende Probleme.

Dabei ist weniger oft mehr!

  • Warum müssen wir mehr digitalisierte Formulare haben, wenn wir auch weniger Bürokratie haben können?
  • Warum müssen wir mehr Krankenhausbetten haben, wenn wir auch weniger unnötige oder ambulante Operationen haben können?
  • Warum müssen wir mehr Heimplätze haben, wenn wir auch weniger Pflegebedarfe haben können?

Gesundheit und Pflege ist nie ein in sich abgeschlossenes Thema, denn egal ob Arbeits- und Wohnbedingungen, Umwelt und Klimaschutz, Mobilität, Digitalisierung, Bildung oder Gleichstellung: Alles hat maßgeblichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Der Schwerpunkt der Gesundheitsversorgung muss daher auf eine regionale, digital unterstützte und vor allem sektoren- und professionsübergreifenden Versorgung, und insbesondere auch auf präventive Gesundheitsförderung und Pflegebedürftigkeits-vermeidung gelegt werden. Wir brauchen innovative Versorgungsmodelle, gesunde Arbeitswelten, alternsgerechte Quartiere und barrierefreie Angebote, die unabhängig vom sozialen Status allen zugänglich sind.

DA brauchen wir tatsächlich „Mehr“!

  • mehr Menschen in der Politik, die sich dafür einsetzen
  • mehr Mut zu Innovationen
  • mehr Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • mehr Einwanderungs- und Integrationskonzepte
  • mehr ambulante Angebote sowohl in der Medizin als auch in der Pflege
  • mehr Angebote der gesundheitlichen Basisversorgung – und zwar vor Ort in den Kommunen
  • mehr Ressourcen im öffentlichen Gesundheitsdienst
  • Mehr Mittel für den Wandel

Wir brauchen jetzt eine Qualitätsinitiative, die Klasse statt Masse in den Vordergrund stellt und auch entsprechend honoriert!

Wir brauchen jetzt eine massive landesweite Anstrengung und wirklich gute Konzepte, um dem Personalmangel im Gesundheitswesen entgegenzuwirken!

Im Hinblick auf den Fachkräftemangel ist mir ein weiterer Aspekt besonders wichtig: mich besorgt die Abkehr von demokratischen Werten und der stetig zunehmende Einfluss rechtsextremer Gruppierungen, die sich inzwischen – auch durch einschlägige Presseformate gestützt – nicht scheuen, ihrer rassistischen und demokratiefeindlichen Gesinnung Ausdruck zu verleihen und unserer Idee von einer offenen Einwanderungsgesellschaft entgegenstehen. Um eine Integration der bei uns dringend benötigten Fachkräfte zu ermöglichen, müssen wir daher zwingend auch unterschwelligem Alltagsrassismus von Anfang an konsequent entgegenwirken. Ich möchte, dass die Fachkräfte, die wir zu uns holen, damit sie die Menschen in unserem Land unterstützen, keine Angst vor Ausbeutung, Diskriminierung, aber auch vor der deutschen Bürokratie haben müssen.

Falls ihr jetzt immer noch nicht überzeugt seid:

Ich vertrete den Landkreis Osnabrück. Wir sind der zweitgrößte Landkreis in Niedersachen, unsere Fläche entspricht annähernd der Größe des Saarlandes, bei uns im Kreis ist mit Bersenbrück nicht nur die größte Samtgemeinde Niedersachsens verortet, sondern mit Melle auch die flächenmäßig drittgrößte Stadt Niedersachsens.

Und leider haben wir – und hier schließt sich der Kreis – laut niedersächsischem Landespflegebericht auch die größten Probleme hinsichtlich der Sicherstellung der pflegerischen Versorgung in Niedersachsen.

Unsere Landkreisbevölkerung wünscht sich starke Grüne, das hat sie uns bei der letzten Kommunalwahl – aber auch mit der Wahl der ersten grünen Landrätin Deutschlands – eindeutig gezeigt. Nach einer Legislaturperiode ohne grüne Beteiligung unseres Landkreises ist jetzt die Zeit gekommen, auch hier wieder eine starke Stimme zu bekommen. Liebe Delegierte – es liegt in eurer Hand! Vielen Dank!

Rede auf der Landesdelegiertenkonferenz